25 Geburt

Zum Tag meiner Geburt habe ich meine Mutter begleitet. Wir kämpften von unterschiedlichen Richtungen, während sich das Licht brach, schworen wir einander nicht aufzugeben. Die Hoffnung nicht zu verlieren, die Zuversicht. Ich versprach ihr: durch mich wirst du geboren. Sie versprach mir, ich werde dich niemals verlassen, du wirst kaum einen Unterschied fühlen. Und die Natur und die Menschen um uns herum waren unermüdlich bei ihren Bestrebungen, uns zu trennen. Du wirst ihn endlich ansehen können, sagten sie ihr, ihn im Arm halten, aber meine Mutter wusste, sie vertrieb uns beide aus dem Paradies, wir waren auf dem Weg von der Vorstellung in die Wirklichkeit. Unumkehrbar dieser Weg. Und so lag ich wenig später blutverschmiert auf ihrem Bauch, während sie schon in diesem Moment die Schmerzen vergessen hatte und zögerlich versuchte an sich zu glauben. Zu glauben, die Liebe mit der mein Anblick sie überschwemmte, würde schon genügen, um nicht alles verkehrt zu machen. Würde die Angst überwinden können und die Unsicherheit.

11 Einfach Liebe

Karin Kronreif - Mama
Karin Kronreif – Mama

Glücklich sehe ich einen Morgen,

auferstanden, ist der Tag von gestern.

Ich streiche über dein Gesicht

und Güte füllt Bilder der Nachsicht aus,

die ihre Muster in das Alter weben.

Keine Spuren einer Bitterkeit

wegen sinnlos gemachten Fehlern.

Neues Leben wächst und altes Leben bleibt,

wie ein leiser Morgenwind,

begrüßt uns die Verbundenheit.

Denn aus Liebe und Verstehen, ist eine Mutter,

die immer alles war

und wieder alles wird.

(Karin Kronreif)